Zwergfledermaus

Sie sind Säugetiere - die einzigen, die fliegen können. Was bei uns Arme und Hände sind, hat sich bei ihnen in wendige Flügel verwandelt. Sie haben sich in die Nacht zurückgezogen und konnten so als Artengruppe Millionen von Jahren überleben. Wir sehen sie nicht, nur manchmal wenn wir aufmerksam in der Dämmerung den Himmel beobachten – die Fledermäuse.

 

Als wir unsere Fledermauskästen im März 2017 kontrollierten, fanden wir eine der kleinsten heimischen Fledermausarten, die Zwergfledermaus. Ihr Gewicht liegt zwischen Teebeutel und Bonbon, wenn sie aber die Flügel ausbreitet, erreicht sie fast die Spannweite eines Spatzen. Sie zählt zu den ‚Hausfledermäusen’, denn sie lebt gerne in der Nähe der Menschen und bewohnt dort kleine Spalten und Hohlräume in Hausfassaden, Flachdächern oder hinter Fensterläden, aber offensichtlich gefällt es manchen Exemplaren auch in unserem lichten Seewald in Fledermauskästen. Mit ihrem zarten Körper, der in eine Streichholzschachtel passen würde, kann sie sich nahezu unsichtbar machen. Nur Spuren von kleinen schwarzen Krümeln, ihrem Kot, können darauf hinweisen, wo sie wohnt. Trotz ihres geringen Gewichtes vertilgt sie doch eine erstaunliche Menge von Insekten: sehr gerne verspeist sie Mücken, pro Nacht bis zu 2000 Stück! In lauen Sommernächten kann man sie schon in der Dämmerung an Straßenlaternen oder sogar im Garten jagen sehen. Ab August sind die im Juni geborenen Jungen schon erwachsen und gehen auf Brautschau. 

 

Bei uns wird es nun immer kälter. Die Beutetiere, die Insekten, verschwinden nach und nach. Um den Winter zu überleben, haben die Fledermäuse eine Strategie entwickelt. Die kleinen ‚Zwerge’ fliegen nicht wie viele Vögel oder auch manch größere Fledermaus  große Strecken in wärmere Gegenden, sondern sie suchen einen gleichmäßig temperierten kühlen, aber windgeschützten Ort möglichst in der Nähe, um in eine Winterlethargie zu verfallen. Die angefutterten Fettreserven müssen dann genügen, bis wieder Insekten fliegen. Daher verlangsamt sich ihr Herzschlag auf nur ungefähr 10 Schläge pro Minute. Die Körpertemperatur wird an die Außentemperatur angepasst und auf 2 bis 10° C heruntergefahren.

 

Jede Störung hat jetzt einen hohen Energieverbrauch zur Folge und ist lebensgefährlich für die kleine Fledermaus. Sie ist nun auf unser Verständnis und auf unsere Hilfe angewiesen. Eine innere Uhr sagt ihr, wann sie wieder aufwachen kann, denn dann muss sie sofort genügend Nahrung finden, um die aufgebrauchten Reserven zu erneuen. Sie fliegt in ihr vertrautes Sommerquartier zurück, falls dieses noch existiert.

 

Alle Bilder mit Tieren: Amélie Epperlein, Lebensraum am nördliche Seewaldrand: Günter Zerweck