Im Amtsblatt vom 27. März 2024 hat die Stadt Korntal-Münchingen die neue Allgemein-Verfügung aufgrund von § 44 Abs. 5 des Naturschutzgesetzes veröffentlicht, dass im Gebiet des Langen Feldes – beiderseits des Aischbachs und bis hoch zum Kaiserstein und Knöbel – seit 1. April 2024 absolute Leinenpflicht (mit kurzer Leine) für Hunde gilt, und dass im Bereich beidseits des Aischbaches sogar ein absolutes Betretungsverbot für Hunde und Menschen besteht. Jeder Verstoß gegen diese Regelung ist eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße bis 15.000,00 Euro geahndet werden kann!

 

Leider hat die Stadt auf den Zugangswegen keine Informationstafeln aufgestellt, so dass sich Hundebesitzer trotz der Veröffentlichung im Amtsblatt gerne als „unwissend“ darstellen. Was dann passiert, kann man in dem am 19. Mai aufgenommenen Video sehen. Und das in einem Bereich, wo absolutes Betretungsverbot herrscht, weil unsere letzten Rebhühner gerade jetzt und gerade dort sehr wahrscheinlich brüten. Wenn eine brütende Henne derart aufgestöbert wird, besteht die reale Gefahr, dass die Brut verlassen wird!

 

Bitte, bitte, liebe Hundebesitzer, lassen Sie Ihren Hund nicht gerade dort frei laufen, wo die wenigen bei uns noch verbliebenen Rebhühner für Nachwuchs sorgen könnten.

 

Die nächsten Veranstaltungen:

 

Sonntag, 08. September 2024

 

Spätsommerlicher Abendrundgang durch das Lange Feld

 

Ein lauer Spätsommerabend oder ein kühl-windiger Herbstauftakt? Brachpieper und Bienenfresser oder Kiebitz und Kornweihe? Was wird uns erwarten? Witterung und Großwetterlage können die Artenzusammensetzung in dieser Übergangsphase der Jahreszeiten durchaus beeinflussen. Ein Versuch ist es allemal wert und wir sind bestrebt eine größtmögliche Ausbeute an Vogelarten zu entdecken. Zur Zugzeit ist alles möglich und doch gleichzeitig nichts gewiss.

 

Treffpunkt: 17:30 Uhr am Parkplatz zur Gaststätte Kaiserstein, direkt an der B10 (48.859685,9.107253), Dauer ca. 2,5 bis 3h.

Unser Aischbachtäle hat sich gewaltig verändert

 

Bericht von Johannes Völlm

 

Die Ausgleichsmaßnahmen für die Westumgehung Münchingen sind gestartet worden und liegen heute kurz vor der Fertigstellung (Gebiet Aischbach östlich der B 10).

 

Auf den 28. 3. wurde ich von Herrn Höfer vom zuständigen Planungsbüro eingeladen, zusammen mit der Stadt, dem zuständigen Sachbearbeiter vom RP Stuttgart und einem Mitarbeiter von Herrn Höfer an der sog. Abschlussbegehung vor Ort teilzunehmen, um die Baumaßnahmen zu begutachten. Zu Beginn wurde über verschiedene Punkte gesprochen, wie z.B. über:

 

·       Zuständigkeiten für die zukünftige Pflege innerhalb des Gewässerrandstreifens, der nun von der landwirtschaftlichen Nutzung (Mahd und Düngung) herausgenommen ist.

 

·       Pflegeintervalle und geeignete Pflegezeiten

 

·       Einsaat der stark beanspruchten Flächen nach Beendigung der Maßnahmen, hier besonders die Frage, welche Samenmischung eignet sich besonders gut für diesen Bereich?

 

·       Inwieweit ist das ausführende Unternehmen noch für weitere Aktivitäten verantwortlich, z.B Gießen der Heckenanpflanzungen bei entsprechender Trockenheit und für wie lange?

 

Vereinbart war ja im Rahmenplan, dass die Arbeiten im östlichen Bereich der B10 bis Mitte März abgeschlossen sein sollten. Argumente waren: Brut- und Setzzeiten, Aufwuchs der Vegetation und natürlich Themen rund ums Rebhuhn. Mehrere Male wurde ich dbzgl. angerufen und mit Fragen konfrontiert. Ich wünschte mir, ich wäre ein Rebhuhn gewesen. Nur so hätte ich gut Rede und Antwort stehen können. Eine der Fragen: Wie lange halten die im Grabenbereich anwesenden Rebhuhn-Paare die Störungen, die durch die Arbeitsmaßnahmen vorhanden sind, noch aus? Schwierige Frage!

 

Bei der Abschlussbegehung (ich dachte jetzt ist alles fertig), stellten wir dann fest, was noch alles zu machen war.

 

Sehr oft war ich vor oder während der Arbeitszeit der verantwortlichen Arbeiter samt ihrem Chef im Langen Feld mit guter Optik unterwegs. Eigentlich um Vögel zu beobachten. Aber ich sag‘s mal so, hin und wieder war es auch äußerst spannend, die etwas eigenartige Arbeitsweise, der tägliche Arbeitsbeginn, die Pausen, besonders auch die vor Arbeitsbeginn, und die Logistik der Verantwortlichen beobachten zu können.

 

Bei einem zwischenzeitlichen Telefonat mit dem Planungsbüro darauf angesprochen, erfuhr ich dann, dass alles, was ich so gesehen hatte, absolut zu dieser Firma passt!. Erstaunt nachgefragt war dann die Antwort: so würde der Chef und seine Mitarbeiter schon immer arbeiten, anders bekommt man ihn gar nicht und keiner ist günstiger als er. Gut, das musste ich dann so akzeptieren.

 

Bei mehreren persönlichen Gesprächen mit dem Chef der ausführenden Baufirma stellte sich dann heraus, dass er mit großem Fachwissen und Freude speziell Wasser- und Wasserbegleitthemen hervorragend versteht und ausführt. Er hatte mir dazu zahlreiche Bilder auf seinem Smartphone gezeigt. Dieser Mann hat wirklich eine Ahnung. Als ich ihm dann meine "Träume" von meinen Gestaltungsideen mitgeteilt hatte, sagte er mir, schade, wenn er es früher gewusst hätte, wäre das alles kein Problem gewesen. Ich durfte dann "meine Träume" auf seinen Bildern anschauen, die er bei anderen Maßnahmen schon irgendwo in anderen Kommunen umgesetzt hatte. Viele Dinge hat er schon so gemacht, wie ich es mir schon seit vielen Jahren gewünscht hatte. Schade, dass wir als sachverständige Bürger nicht mit in diesen Prozess eingebunden worden sind! Obwohl wir uns von Seiten des NABU sehr intensiv darum bemüht hatten! Durch das gute Miteinander vor Ort, konnte der Chef der Baufirma dann aber doch noch ein paar Dinge verwirklichen, die mir als Vogel- und Wasserliebhaber wichtig waren.

 

Übrigens, die Arbeiten Aischbach Ost sind bis Stand heute, 22.April, noch nicht abgeschlossen. Jetzt sind die Arbeiten im Bereich Aischbach Mitte (Markgröninger Straße/Umgehungsstraße) dran.

 

Hier werden ca. 250 m unterirdisch verlegte Röhren, durch die der Aischbach schon mal geflossen ist (als es noch mehr Wasser aus der Aischbachquelle gab), herausgenommen und ein schön mäandrierender offener Graben mit entsprechendem Bewuchs modelliert.

 

Nun aber nochmals zurück in den östlichen Bereich zwischen B 10 Richtung Osten bis zum querenden Sträßchen, welches hoch zum Bässler Aussiedlerhof führt und weiter nach Müllerheim.

 

Das wurde im Aischbachtäle östlich der B 10 bis heute gemacht:

 

·       Viele Bäume gefällt, andere Bäume und Büsche einseitig beschnitten, so dass immer von einer Seite aus der kleine Bagger die Solschalen aus dem Graben entnehmen konnte.

 

·       Abfuhr der Betonteile und des Schnittholzes

 

·       Einebnen der Grabenstruktur

 

·       Am Übergang "Bertwäldle" zur nach Osten hin gehenden Hecke Entfernung der Röhre, über die ein Grasweg verlief. Dort wurde eine große Gumpe ausgehoben und mit Steinen ausgelegt. Heute war diese randvoll mit Regenwasser aus dem Graben von Osten kommend.

 

·       Pflanzung von Erlen in diesem Bereich, und Pflanzung von insgesamt 4 großen Heckenstreifen ( 3 - 4 reihig, so ca. 60 - 80 Setzlinge je Hecke) aus 4 unterschiedllichen Gehölzarten, alles im Bereich des Bertwäldchens, jeweils 2 östlich und 2 westlich des Wäldchens und somit auch zwei nördlich und zwei südlich des Grabens.

 

·       Weiter Richtung B 10: Im gehölzfreien Bereich wurden 4 Solitärbäume gepflanzt, die Solschalen bis kurz nach der Quelle entnommen (ab dort waren weiter Richtung Westen keine mehr verlegt), ebenfalls eine große Gumpe angelegt, die kräftig von der Quelle mit glasklarem Wasser bis zum Überlauf gefüllt ist. Durch geschickte Gestaltung im Bereich der Quelle staut sich nun das sprudelnde Quellwasser bis zum Einlauf in den Gumpen kräftig an, so dass auch nach Osten hin recht weit Quellwasser zurückgedrückt wird. Dadurch haben wir, auch bei schwacher Quellförderung, in beiden Richtungen der Quelle immer Wasser plus die große Wassermenge im Gumpen für die Ökologie zur Verfügung. Hier dürfen wir gespannt sein, was diese Wasserflächen im Lauf der Zeit an Aufwertung bringen werden.

 

Der Gumpen ist in der Mitte über einen Meter tief, gut 6 m lang und bis zu 3,5 m breit und wird über einen mit Steinen betonierten Auslauf auf diesem Wasserstand gehalten.

 

·       Daneben ist auch eine sehr große Hecke angepflanzt worden.

 

·       Mit dem Chef der Baufirma bin ich übereingekommen, dass er im angestauten Bereich östlich der Quelle noch Schilf und Sumpfdotterblumen einpflanzt. 

 

·       Alle Wiesenbereiche innerhalb des Gewässerschutzstreifens, die besonders durch die Baumaßnahmen beansprucht wurden, sind kreiselgelockert worden und mit einer Wiesenmischung eingesät.

 

·       Um den Gewässerschutzstreifen (jeweils 10 m nördlich und südlich des Grabens) von den verbleibenden landwirtschaftlich genutzten Flächen abzutrennen, wurden im Abstand von 30 m Stämme (ca.1 - 1,5 m hoch) entlang des gesamten Bereichs stehend eingegraben. Dazu wurden die gefällten Bäume zu Stumpen abgesägt und so mit neuer Aufgabe im Boden eingegraben.

 

Diese sind schon eingeweiht und dienen den ersten rastenden Steinschmätzern und Braunkehlchen in diesem Frühjahr als Sitzwarten, damit diese Ausschau über die Wiesen nach Futter halten können.

 

Jetzt müssen wir alle mal zusehen, wie sich der Gewässerschutzstreifen entwickelt. Als es im Gespräch um Pflegemaßnahmen in diesem Bereich ging, forderte ich dann gleich ein, keine Bearbeitung im Zeitraum März bis Ende August. So bekommen unsere Rebhühner und andere Brutvögel im Grabenbereich in Zukunft endlich ihre wohlverdiente Ruhe. Hoffen wir, dass die ausgewählte Samenmischung Oasen blühender Blumen entwickeln kann. Es wären reichhaltig Insekten für die dort brütenden Vögel und andere Tierarten vorhanden! Alles Weitere wird dann im Lauf der Jahre die Praxis zeigen.

 

Für den Abnahmetermin und das nahende Ende der Aufwertungsmaßnahmen im gesamten Gebiet Aischbach Ost, dachten Jochen und ich, eine Müllsammlung im gesamten Gebiet wäre da doch noch angebracht. Das war dann am Gründonnerstag Abend geschehen. Beim Bauhof in Korntal hatten wir zuvor durch Vermittlung von Inga Häuser (Umweltstelle der Stadt) Säcke und Greifzangen abholen können. Im Schein der Handytaschenlampe holten wir nach 4- stündiger getaner Arbeit noch bei völliger Dunkelheit einen Kontaktgrill aus der Bachböschung, nahe der B 10.

 

Nach Ostern hat sich daraus dann noch eine Gehölzsammel- und Aufschicht-Aktion angeschlossen. Zahlreiche Holzhäufen liegen jetzt am Graben entlang. Auch hier zeigte sich der Chef der Baufirma sehr kooperativ und wollte diese zum Ende noch abfahren. Noch liegen sie da, aber noch ist er auch nicht fertig! Wir sind gespannt.

 

Die Müllsäcke dagegen wurden am Osterdienstag umgehend vom Bauhof draußen am Parkplatz-Mülleimer abgeholt. Beim Telefonat mit Herrn Wagner vom Bauhof am Dienstagmorgen sagte er mir, er habe unseren reichlichen "Osterhasen" schon gefunden. Perfekt und Dank an den Bauhof und Herrn Wagner mit seinen Mitarbeitern für die Unterstützung und die sehr angenehme Zusammenarbeit in dieser Sache.

 

Es wird jetzt höchste Zeit, dass wieder Ruhe im Grabenbereich einkehrt! Wir haben zwei Paare Waldohreulen und hoffentlich noch die drei Paare vom Rebhuhn. Als ich bei der Abnahme den realen Zeitpunkt der Fertigstellung auf Ende April angedacht hatte, wurde ich nicht so ganz ernst genommen. Die kommenden 10 Tage werden es zeigen. Offiziell war das Ende der Arbeiten in diesem Bereich auf Mitte März vorgesehen!

 

 Alles in Allem möchten wir sagen, die Maßnahmen im Aischbachbereich sind aus heutiger Sicht für unser Anliegen "Vogel- und Naturschutz" sehr wertvoll und vielversprechend. Leider wurden sie erst nach ca. 18 Jahren seit Fertigstellung der Umgehungsstraße umgesetzt. Wie würden heute schon die Hecken dastehen und blühen, genauso die eingesäten und nicht mehr landwirtschaftlich genutzten Bereiche innerhalb des Gewässerrandstreifens.

 

 Bei Fragen bitte bei Johannes Völlm melden, auch Anschauen lohnt sich!