... und diesen Artikel, den wir im Amtsblatt von Korntal-Münchingen im Vereinsteil veröffentlichen wollten, wurde von der Stadtverwaltung blockiert!
In der Ludwigsburger Kreiszeitung vom 20.11.2021 erschien der folgende Artikel:
Alte Termine liegen in eigenem Archiv unter "Termine"
Liebe Mitglieder des NABU Korntal-Münchingen,
am Ende dieses Jahres wenden wir uns mit einem Weihnachtsbrief an Sie, der das Programmheft für 2021 ersetzen wird. Sicherlich wird Ihnen nicht entgangen sein, dass wir alle Angebote im Programmheft des letzten Jahres wegen der Corona-Pandemie und der daraus entstehenden Einschränkungen absagen mussten.
Daher haben wir uns entschlossen, dieses Jahr keinen Programm-Flyer drucken zu lassen, sondern Sie spontan zu informieren, sobald es möglich ist, etwas gemeinsam zu unternehmen.
Es gibt ja jetzt eine ganze Menge schöner Unternehmungen, die für das letzte Jahr geplant waren, nachzuholen, und wir hoffen, Ihnen bald wieder kundig geführte Spaziergänge in Korntal-Münchingen und in der Umgebung anbieten zu können. Leider ist die Situation aktuell noch nicht abschätzbar und so bleibt uns nichts übrig, als erst einmal abzuwarten, denn die Gesundheit aller geht vor.
Schauen Sie doch ab und zu im Internet auf unsere Website oder im Amtsblatt auf die Ankündigungen in der Rubrik ‚Umweltvereine’. Dort können Sie zu gegebener Zeit unsere neuen Termine mit einem Vorlauf von ungefähr zwei Wochen finden. Auch die Einladung zur Vollversammlung wird dort erscheinen. Wir haben die Hoffnung, dass sie im ersten Viertel des Jahres 2021 stattfinden kann.
Wenn Sie Fragen haben, können Sie uns natürlich auch gerne telefonisch oder per E-Mail kontaktieren.
Wir bitten Sie um Verständnis und danken Ihnen dafür.
Wir danken Ihnen auch, dass Sie uns und damit der Natur in Korntal-Münchingen den Rücken stärken. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass sie im Schatten der neuen schweren Probleme nicht völlig vergessen wird.
Zu guter letzt wünschen wir Ihnen allen ein besinnliches und friedliches Weihnachtsfest, einen Spaziergang im stimmungsvoll verschneiten Wald, einen weiten Blick über Wiesen und Felder unseres hügeligen Landes oder lassen Sie sich verzaubern von geheimnisvoll glitzernden Regentropfen auf zarten Zweigen oder dem wehmütigen Gesang eine Rotkehlchens. Und natürlich hoffen wir auf einen guten Beginn für das Jahr 2021 – vielleicht sogar ohne Feuerwerk!
Wir zählen auf Sie, bleiben Sie gesund!
Der Vorstand der NABU-Gruppe
Korntal-Münchingen
Zum Schluss noch ein schöner und durchaus philosophischer Gedankengang :
Ein Samenkorn lag auf dem Rücken,
Die Amsel wollte es zerpflücken,
Aus Mitleid hat sie es verschont
Und wurde dafür reich belohnt.
Das Korn, das auf der Erde lag,
Das wuchs und wuchs von Tag zu Tag.
Jetzt ist es schon ein hoher Baum
Und trägt ein Nest aus weichem Flaum
Die Amsel hat das Nest erbaut;
Dort sitzt sie nun und zwitschert laut.
Joachim Ringelnatz
Auf Einladung des BUND-Ortsverbandes Korntal-Münchingen hielt Frau Sabine Holmgeirsson, Fachberaterin für Bienen und Pflanzenschutz des NABU Landesverbandes Baden-Württemberg am vergangenen
Mittwoch einen sehr interessanten Vortrag in der Stadthalle Korntal, der mit gut fundiertem Fachwissen viele verschiedene Aspekte dieses wichtigen Themas beleuchtete. Honig- und Wildbienen
leisten einen unersetzlichen Beitrag zur Befruchtung zahlreicher Nutzpflanzen bei uns. Insekten allgemein sind aber auch die Basis zahlreicher Nahrungsketten in der Natur, so dass deren Rückgang
nicht ohne Auswirkung auch auf unsere menschlichen Lebensgrundlagen bleiben kann.
Es gibt viele Ursachen für das Insektensterben: Die Zersiedelung unserer Landschaft durch immer neue Wohn- und Industriegebiete, Überdüngung und häufiges Mähen von Wiesen mit Silage, aber auch
die Verarmung vieler Gärten an Blühpflanzen (Negativbeispiel: geschotterte Gärten mit einigen wenigen Koniferen), das alles nimmt vielen Insekten ihre Lebensgrundlage für Nahrungssuche und
Fortpflanzung. Zusammen mit der Zerschneidung der Landschaft durch immer neue Straßen führt dies auch zu einer zunehmenden Inselbildung der Lebensräume und damit zu einer genetischen Verarmung
vieler Arten. Unbestritten ist jedoch auch, dass der intensive Einsatz von Fungiziden, Insektiziden und Herbiziden – zusammen als Pestizide bezeichnet – hierbei eine ganz wesentliche Rolle
spielt.
Frau Holmgeirsson legte in diesem Zusammenhang großen Wert darauf, dass man nicht nur mit dem Finger auf „die böse industrialisierte Landwirtschaft“ zeigen darf. Gerade bei uns in
Baden-Württemberg mit unserer meist kleinteiligen Landwirtschaft und der vielfach praktizierten Fruchtfolge muss man diese Problematik differenzierter betrachten als in nord- und ostdeutschen
Gebieten mit wirklich großen Betrieben und riesigen einheitlichen Anbauflächen. Erschreckend und für viele Zuhörer neu war, dass ein unverantwortlich hoher Anteil der in Deutschland verkauften
Pestizide im Hobby-Gärtnerbereich eingesetzt wird – oft ohne die notwendige Fachkenntnis (und meist ohne dass das „Kleingedruckte“ gelesen wird).
Dies ist ein Feld, wo jeder Gartenbesitzer und Pächter, aber auch die Städte und Gemeinden, ihren Beitrag zu einer Verbesserung der Situation leisten können, und sicherlich werden viele der
Zuhörer ihre eigene Vorgehensweise gegen „Schadinsekten“, „Unkräuter“ und Blattkrankheiten kritisch hinterfragen und künftig ändern.
Umso bedauerlicher ist es, dass kein Vertreter der Stadtverwaltung Korntal-Münchingen oder der Stadtgärtnerei sich die Zeit nehmen konnte (oder wollte?), bei diesem wichtigen Thema anwesend zu
sein. Hatte man nach Diskussionen im Vorfeld Angst vor der Landwirtschaft, sich in irgendeiner Richtung positionieren zu müssen? Zur Beruhigung von Bürgermeisteramt und Umweltstelle sei deshalb
betont, dass in der offenen Diskussion alle Landwirte, die sich zu Wort meldeten, ihre „positive Überraschung“ über Frau Holmgeirssons Vortrag betonten. Bei aller unterschiedlichen Bewertung im
Einzelnen war es allgemeiner Konsens, dass Lösungen für die gesamte Problematik des Pestizid-Einsatzes in der Landwirtschaft im Gespräch miteinander (und nicht übereinander) gesucht werden
müssen. Blühstreifen entlang von Wegen sind sicherlich ein guter Ansatz, aber es gibt hier noch viel Potenzial für Verbesserungen, das gemeinsam erarbeitet, bewertet und umgesetzt werden sollte.
Wer anders als die Stadtverwaltung könnte solche Gespräche von Landwirtschaft, Umweltverbänden und Stadt organisieren und moderieren?
Günter Zerweck