Vom Amtsblatt nicht angenommen:

Wenige Rettungsinseln für Straßenblumen

 

Lieber Bauhof,

 

warum müssen alle Blumen an Straßenrändern so früh gemäht werden? Welche Freude für viele Bürger – und für Insekten – war es noch im letzten Jahr, als die Stuttgarter Straße in Münchingen bis zur Kornwestheimer Straße von einem breiten Streifen trockenverträglicher Blumen gesäumt wurde. Auch an mehreren Ausfallstraßen Münchingens gab es im Vorjahr Blumenrabatte. Dieses Jahr wurde alles frühzeitig abgemäht, bis auf kleine zähe Reste, wo die Maschinen nicht so leicht hinkommen.

 

Dieselbe Frage für die Grünflächen um den Hallenbad-Parkplatz. Nachdem dort sogar blühende Orchideen entdeckt worden waren – mehrere Exemplare der Bienen-Ragwurz – konnte die Umweltstelle der Stadt mehrere Jahre lang dafür sorgen, dass diese besonderen Blüten nicht der Mähwut zum Opfer fielen. Das ist offenbar inzwischen wieder völlig in Vergessenheit geraten: Schon letztes Jahr und auch dieses Jahr wieder wurde die ganze Fläche radikal abgemäht, bevor sich die Rosetten richtig ausbilden konnten.

 

Sind Sie auch für den Rand der Landstraße nach Ditzingen zuständig? Hier blühten bis vor kurzem zwischen Straße und Radweg unzählige Nickende Disteln – ein prächtiger Anblick, den die Natur dort allein und kostenlos geschaffen hat. Aber am 23. Juni: alles radikal weggemäht, nicht etwa nur der für freie Sicht notwendige Meter neben der Fahrbahn. Warum nur???

 

GZ

 

 

... und hier die Begründung der Stadtverwaltung, warum der Artikel nicht gedruckt wurde:


 

Sehr geehrter Herr Zerweck, sehr geehrte Frau Epperlein,

 

den Amtsblatt-Artikel „Lieber Bauhof“, der in der Rubrik des NABU eingestellt ist, geben wir an Sie zurück. Der Artikel entspricht inhaltlich einer Anfrage an die Verwaltung oder einem Leserbrief – für beides ist das Amtsblatt jedoch nicht das geeignete Medium. Die Vereine und Organisationen haben in ihren Rubriken die Möglichkeit, über ihre Tätigkeiten zu berichten. Auch dies ist in diesem Artikel nicht der Fall. 

Der Artikel verstößt gegen verschiedene Paragrafen des Amtsblattredaktionsstatuts:

 In der Zweckbestimmung des Amtsblattes unter Paragraf I.3.

Das Amtsblatt dient als Mittler zwischen der Stadtverwaltung und der Bevölkerung. Es ist deshalb von Auseinandersetzungen örtlicher Interessengruppen sowie von einer über den örtlichen Bezug hinausgehenden Berichterstattung freizuhalten. Dies bleibt der Tagespresse vorbehalten und ist mit dem hoheitlichen Charakter des Amtsblatts nicht vereinbar….“

 Unter Paragraf 2.1.

 2.1.     Beiträge, die Verleumdungen oder persönliche Anfeindungen direkter oder indirekter Art enthalten oder die geeignet sein können, die Ehre oder das Ansehen der Gemeinde, ihrer Organe, von Einzelpersonen, Gruppen oder Vereinigungen zu verletzen.

 Zum Sachverhalt:

 Nichtsdestotrotz ist die Stadtverwaltung in der Sache bei Ihnen und auch wir möchten die Insekten, insbesondere Bienen, sowie die besondere Flora in Korntal-Münchingen schützen. Daher sehen wir Ihr Wissen und Ihren Blick als wertvoll an und möchten Sie daher bitten, dies als einen konstruktiven Prozess zu sehen.

 

Im Sinne des Arten-, Klima- und Umweltschutz sollten Verbände und Verwaltung in einem respektvollen Dialog stehen. Wenn Fehler geschehen oder Meinungen in einer Sache auseinander gehen, wünschen wir uns einen Umgang auf Augenhöhe. In Zeiten des Fachkräftemangels und der stetig wachsenden Aufgaben der Kommunen sind auch bei uns Stellen unbesetzt – wie etwa der Klimamanager. Auch im Bauhof gab es Wechsel und Stellen waren vakant. Die neue Bauhofleitung beginnt in den nächsten Wochen.  

 

Wir möchten auch Respekt im Umgang mit der Verwaltung einfordern, insbesondere auch mit dem Personal des Bauhofs. Die Frauen und Männer sind jeden Tag „draußen“ und werden nicht nur mit Lob überschüttet. Was bewirkt wohl eine öffentliche Anprangerung bei den Menschen?

 

Wir können Kritik gut aushalten und möchten Sie bitten in solchen Fällen immer direkt Kontakt mit uns aufzunehmen. Lassen Sie uns doch im persönlichen Austausch die Situation besprechen, so dass die betroffenen Sachgebiete die Chance haben, die bemängelten Situationen zu verbessern. Ein Artikel, indem jedoch nur mit dem Finger auf Dritte gezeigt wird, keine Einbindung der Bürgerschaft enthält oder Lösungen parat hält, verfehlt unserer Einschätzung nach sein eigentlich gut gemeintes Ziel.

 

Gerne stehe ich Ihnen zu Rückfragen zur Verfügung.

 

Im Übrigen sind wir auch offen für Ideen, wie das Thema im Amtsblatt konstruktiv angegangen werden kann – kommen Sie gerne auf mich zu. 

 

Mit freundlichen Grüßen

 Angela Hammer

 


Geplantes Baugebiet "Pflugfelder Weg"

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Brief von Jochen Völlm an die Gemeinderäte
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Zum Regionalen Gewerbeschwerpunkt:

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Geplanter Amtsblattartikel, der von der Stadtverwaltung abgelehnt wurde:
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Brief an den Bürgermeister Dr. Wolf - der natürlich zu lang war fürs Amtsblatt
Brief_BM20211103.pdf
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